März 2017: Xylit/Birkenzuckervergiftung bei einem Hund
Birkenzucker / Xylit ist häufig in zuckerfreien Kaugummis und Zeltli/Bonbons enthalten. Es kann auch als Zuckerersatz zum Backen verwendet werden.
Ein Hund hatte in der Nacht eine Packung Xylit Zeltli gefressen. Das entspricht ungefähr 60 Gramm Xylit. Für einen Hund wird Xylit ab 1/10 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht gefährlich bis lebensbedrohlich. Unser Patient wog 17 kg, d.h. er hatte ein Mehrfaches der gefährlichen Dosis aufgenommen.
Der Hund wurde bei Bewusstsein, aber geschwächt in die Praxis gebracht.
Xylit bringt den Glukose Haushalt des Hundes durcheinander. Bei einer Vergiftung mit Xylit fällt der Glukose Spiegel nach einem anfänglichen Anstieg häufig massiv ab, da der Körper Insulin ausschüttet, um den Zucker in die Zellen zu bringen. Dadurch fallen die Hunde in einen derart unterzuckerten Zustand, dass mit Krampf Anfällen gerechnet werden muss. Ausserdem wirkt Xylit direkt giftig für die Leber. Auch die Blutgerinnung kann beeinflusst werden, da in der Leber Gerinnungsfaktoren hergestellt werden.
Wir haben die Blutwerte kontrolliert. Die Glukose war im normalen Bereich, die Leberwerte leicht erhöht. Der Hund bekam eine Infusionstherapie, um den Körper zu entgiften.
Die regelmässige Kontrolle des Blutzuckers zeigte einen normalen Glukose Spiegel. Allerdings begannen die Leberwerte leicht anzusteigen.
Der Hund hat im Laufe des Tages mehrfach erbrochen, aber erst am Nachmittag erbrach er die Papiere von den Zeltli. Diese waren aber sozusagen alle leer. Das Xylit war vermutlich schon in den Darm weiter transportiert worden.
Am Abend war der Hund recht munter und machte insgesamt einen besseren Eindruck als am Morgen. Er konnte auch wieder stehen und gehen, was am Morgen nicht mehr der Fall gewesen war.
Bis zum nächsten Morgen hat er dennoch wieder erbrochen, diesmal auch blutig. Die Blutwerte waren normal, bis auf die Leberwerte, welche weiter angestiegen waren.
Da die Punktionsstelle, an welcher wir am Morgen des zweiten Tages Blut entnommen hatten, nach zwei Stunden noch nachblutete, kam die Befürchtung auf, dass die Blutgerinnung tatsächlich nicht mehr funktionierte. Man sollte nun die Blutgerinnung mittels eines speziellen Labortests überprüfen. Ist die Gerinnung wirklich nicht mehr gewährleistet, besteht die Möglichkeit einer speziellen Transfusion (Plamsa), um die Blutgerinnung zu verbessern.
Da wir in unserer Praxis keine Möglichkeit haben, die Blutgerinnung zu überprüfen und mit der Untersuchung in einem auswärtigen Labor Zeit verloren hätten, haben wir den Hund in eine Tierklinik überwiesen. Dort wäre auch die Möglichkeit einer Transfusion gegeben gewesen.
Der Hund machte in der Klinik einen Herzstillstand. Obwohl er wieder stabilisiert werden konnte, wurde er euthanasiert, da er inzwischen sowohl blutig erbrochen hatte als auch blutigen Kotabsatz hatte. Ausserdem blutete er inzwischen sogar in die Lunge. Vermutlich hat er auf die Xylit Vergiftung mit einer Nekrose (Absterben der Zellen) der Leber reagiert.
Fazit: Xylit ist hochgiftig für Hunde. Hätte der Hund „nur“ mit einer Unterzuckerung reagiert, wäre er vielleicht zu retten gewesen. Da das Gift aber hauptsächlich seine Leber angegriffen hatte, waren unsere Bemühungen und diejenigen der Klinik leider nicht ausreichend.